Gruppenpsychotherapie
Bei der Gruppenpsychotherapie werden mehrere Patienten in einer Gruppe gemeinsam behandelt. Die psychische und soziale Gruppen-Dynamik wird genutzt, um Therapieziele zu erreichen.
Therapiegruppen können aus unterschiedlich vielen Mitgliedern bestehen. Die Gruppensitzungen dauern in der Regel 100 Minuten.
Eine Gruppe kann geschlossen (Gruppe besteht vom Anfang bis zum Ende aus den gleichen Teilnehmern) oder offen (hier werden aufgrund von Therapieende einzelner Teilnehmer frei werdende Plätze durch neue Teilnehmer besetzt) sein.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Gruppenpsychotherapie.
Untersuchungen der Uni Jena zeigen, dass eine Gruppenpsychotherapie bei verschiedenen psychischen Erkrankungen oft genauso hilfreich wie eine Einzeltherapie sein kann.
Gruppentherapie wird u.a. bei Angststörungen, Depressionen, Trauma-Störungen, Suchterkrankungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, psychosomatischen Erkrankungen und Schmerzstörungen eingesetzt.
Eine Gruppen-Psychotherapie gilt seit Einführung der neuen Psychotherapie-Richtlinie im April 2017 als gleichwertige Behandlungsform zu einer Einzeltherapie.
Was ist Gruppenpsychotherapie?
Bei einer Psychotherapie denken viele Menschen an ein Gespräch unter vier Augen mit einem Therapeuten, bei dem der Patient über seine Probleme spricht und diese gemeinsam mit dem Therapeuten bearbeitet.
Es gibt jedoch auch eine andere Form des psychotherapeutischen Arbeitens: Bei der Gruppenpsychotherapie kommen mehrere Patienten in einer Gruppe zusammen und werden dort gemeinsam behandelt. Dabei wird die psychische und soziale Dynamik in der Gruppe genutzt, um Therapieziele zu erreichen.
In der Gruppe berichten die Patienten relativ frei oder vom Therapeuten angeleitet über ihre Beschwerden und die damit verbundenen Gefühle. Dabei erhalten sie von den anderen Teilnehmern eine Rückmeldung (Feedback), wie diese die Beschwerden einschätzen oder welche Anregungen sie haben, um Lösungsprozesse voranzubringen. Jedem Teilnehmer steht es dabei frei, wie weit er sich öffnet und den anderen Teilnehmern Einblick in sein Seelenleben gibt.
Mithilfe der sozialen Dynamik in der Gruppe soll dem Einzelnen der Zusammenhang zwischen seinen aktuellen Gefühlen und Verhaltensweisen und ihren Ursachen deutlich gemacht werden. Auf diese Weise kann er allmählich alternative, günstigere Denk- und Verhaltensweisen entwickeln und sich im Kontext seiner Biographie besser verstehen lernen.
In jeder Gruppentherapie gelten bestimmte Regeln. Die Therapie findet in einem geschützten Raum statt und nichts, was in der Gruppe besprochen wird, soll an Außenstehende weitergegeben werden. Auch für das Feedback gelten Regeln: So sollen die Gruppenmitglieder ihre Rückmeldung in Ich-Form geben, sie wertschätzend formulieren und eher beschreibende als bewertende Aussagen machen.
Ablauf einer Gruppentherapie:
Eine Gruppenpsychotherapie kann, ebenso wie eine Einzeltherapie, ambulant durchgeführt werden.
Die Therapiegruppen können aus unterschiedlich vielen Teilnehmern bestehen. Dabei gilt eine Gruppengröße von vier Patienten als Minimum. Die Gruppe kann jedoch auch aus bis zu acht Teilnehmern bestehen. Meist wird die Therapiegruppe von einem, manchmal auch von zwei Therapeuten geleitet. Während der Therapiesitzungen sitzen die Teilnehmer in der Regel im Kreis, so dass sie sich gegenseitig anschauen können.
Bei einer ambulanten Therapie findet die Gruppentherapie in der Regel wöchentlich statt.
Wirkfaktoren der Gruppentherapie (nach I. Yalom):
- Hoffnung einflößen:Die Gruppentherapie vermittelt Hoffnung durch das Erkennen von Fortschritten bei anderen Gruppenmitgliedern und durch die Glaubwürdigkeit des Therapeuten.
- Universalität:Die Erkenntnis, dass andere ähnliche Probleme haben, verringert das Gefühl der Isolation und fördert das Verständnis.
- Mitteilung von Informationen:Der Austausch von psychoeduktiven Informationen durch den Therapeuten und Ratschlägen unter den Patienten fördert das Verständnis und die Bewältigung von Problemen.
- Altruismus:Der Beitrag der Patienten zur Gruppe, indem sie anderen helfen und Ratschläge geben, fördert das Selbstwertgefühl und die soziale Interaktion.
- Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe:Die Gruppe bietet eine Gelegenheit, ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit in einem sicheren Umfeld zu bearbeiten.
- Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs:Die Interaktion in der Gruppe ermöglicht es den Patienten, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und Rückmeldungen zu ihrem Verhalten zu erhalten.
- Nachahmendes Verhalten:Das Beobachten und Nachahmen von Verhaltensweisen, die bei anderen Patienten erfolgreich waren, fördert die Entwicklung neuer Strategien.
- Existenzielle Faktoren:Die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen wie Sinn des Lebens und Sterblichkeit fördert die Selbstverantwortung und das persönliche Wachstum.
- Kohäsion:Die Gruppenkohäsion, das Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit, ist ein wichtiger Faktor, der die Bereitschaft der Patienten erhöht, sich zu öffnen und sich gegenseitig zu unterstützen.Zusätzliche Faktoren:
- Interpersonelles Lernen:Die Interaktion in der Gruppe ermöglicht den Patienten, durch die Erfahrungen anderer zu lernen und ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu verbessern.
- Verhaltensmodellieriung:Die Beobachtung anderer Gruppenmitglieder, die ähnliche Probleme bewältigen, kann zu neuen Strategien und Verhaltensweisen führen.